Laut Declassified UK hat die britische Regierung über das Außenministerium heimlich ausländische YouTube-Influencer, vor allem in Ost- und Mitteleuropa, dafür bezahlt, Videos zu produzieren, die britische außenpolitische Interessen und prowestliche Perspektiven fördern. Diese verdeckte Operation werde von Zinc Network durchgeführt. Die in London ansässige Medienagentur habe die Finanzierung abgewickelt und die Kampagnen für Länder wie Lettland, die Ukraine und die Slowakei koordiniert.
Die Influencer mussten demnach strenge Vertraulichkeitsvereinbarungen unterzeichnen, die es ihnen untersagten, ihre Verbindungen zur britischen Regierung preiszugeben. Die von ihnen produzierten Inhalte seien vor ihrer Veröffentlichung einer strengen Prüfung und Genehmigung durch britische Beamte unterzogen worden, um die Übereinstimmung mit den strategischen Botschaften und politischen Zielen Großbritanniens sicherzustellen.
Die Einzelheiten der Projekte von Zinc Network für die Regierung sind laut Declassified UK ein streng gehütetes Geheimnis. Im Jahr 2022 habe das Unternehmen einen Vertrag über etwa 9,5 Millionen Pfund mit dem Außenministerium unterzeichnet, der im Dezember dieses Jahres ausläuft. Das Portal weiter:
«Normalerweise werden große Verträge in vollem Umfang auf der Website der Regierung veröffentlicht, aber in diesem Fall wurde der Vertrag unter Verschluss gehalten. Fast zwei Jahre lang versuchte das Auswärtige Amt, die Veröffentlichung nach dem Gesetz über die Informationsfreiheit zu verhindern, was zu drei separaten Rügen des Information Commissioner’s Office (ICO) führte, das jedes Mal zugunsten der Transparenz entschied. Eine stark redigierte Version des Vertrags wurde schließlich an Declassified weitergegeben, obwohl das ICO nun eine neue Beschwerde wegen der Weigerung des Außenministeriums, die vollständigen Anhänge des Dokuments freizugeben, prüft.»
Aus den Dokumenten gehe hervor, dass Zinc beauftragt wurde, bei der Bekämpfung von «Desinformation» in 22 Ländern in Mittel-, Ost- und Südeuropa sowie im Baltikum zu helfen. Dies geschehe zum einen durch die «Bereitstellung einer größeren Vielfalt» an «zuverlässigen Informationen» und zum anderen durch die «Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft und der Öffentlichkeit gegenüber Desinformation».
Ehemalige Mitarbeiter und Insider von Zinc bezeichneten das Programm als eine Form moderner Staatspropaganda und äußerten insbesondere Bedenken hinsichtlich seiner ethischen Implikationen. Einige kritisierten die Manipulation des Publikums, vor allem junger Wähler in politisch sensiblen Regionen.
Ein Element der Kampagne zielte beispielsweise darauf ab, die Wahlen in der Slowakei im Jahr 2023 zu beeinflussen, indem jüngere Bevölkerungsgruppen zur Unterstützung von Pro-EU-Parteien ermutigt wurden. Allerdings gewann die linke, nationalistische Smer-Partei, die als «prorussisch» wahrgenommen wird.
Einige wenige Details über die Arbeit von Zinc im Baltikum werden auf der Website des Unternehmens veröffentlicht, die sich damit brüstet, «die vielversprechendsten russischsprachigen Social Influencer der Region auf YouTube, Facebook, VK und Instagram» zu identifizieren. Das Unternehmen erklärte gegenüber Declassified UK:
«Zinc Network ist stolz auf unsere Arbeit, der Zivilgesellschaft dabei zu helfen, sich gegen den feindlichen russischen Einfluss zu wehren, insbesondere angesichts der Zerstörung, die in der Ukraine angerichtet wird. Wir arbeiten im Rahmen aller geltenden Gesetze und unserer eigenen ethischen Grundsätze in Bezug auf Transparenz und Sorgfaltspflicht, die von einem unabhängigen Medienethiker überprüft wurden.»
Weiter betonte die Firma die «dringende Notwendigkeit, einer beispiellosen Informationskriegsführung gegen demokratische Gesellschaften entgegenzuwirken».
Als Reaktion auf die Untersuchung von Declassified UK sagte ein Sprecher des Außenministeriums:
«Das Vereinigte Königreich wird immer für Wahrheit und demokratische Werte eintreten. In Zusammenarbeit mit Partnerregierungen setzen wir eine Reihe von Maßnahmen um, um denjenigen zu widerstehen, die Desinformationen verbreiten, um das britische Volk und unsere Verbündeten ins Visier zu nehmen. Im Rahmen dieser wichtigen Arbeit arbeiten wir mit kommerziellen Organisationen, unabhängigen Medien und der Zivilgesellschaft zusammen, um Manipulationen und Einmischungen in die demokratische Beteiligung zu bekämpfen.»
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